Friedensgruppe Lüdenscheid

Aktuell

Nächstes Treffen:
Termin in der Presse!
Der Kleine Prinz
Luisenstraße, Lüdenscheid


Aus der Friedensbewegung

Hier findet Ihr aktuelle Nachrichten und Hintergründe von und aus der Friedensbewegung.
weiter


Kampagne gegen Neonazis

Zur Kampagnenseite gegen den Einzug von Neonazis und Rechtsextremisten in unsere Parlamente und kommunalen Vertretungen.


Aktuelle Publikationen der Friedensgruppe
findet man hier!


Jetzt online!
Gedenkbuch fuer die Opfer des Nationalsozialismus
ist jetzt online verfügbar.
weiter...

Gemeinsam für die Wahrheit und die Menschenwürde

Ansprache von Matthias Wagner an der Klamer Brücke am 2. April 2004

Die Anwerbung und Verschleppung von 10 Mio Fremdarbeitern aus ca. 20 europäischen Nachbarstaaten bezeichneten die Siegermächte nach dem 2.Weltkrieg in den Nürnberger Prozessen als eins der vier Kapitalverbrechen der Nationalsozialisten, neben der Verschwörung gegen die Demokratie, den Verbrechen gegen die Humanität und für den Völkermord an den Juden und neben der Verschwörung gegen den Frieden und für den 2. Weltkrieg.


Ansprache

Wer im 2. Weltkrieg nicht der nationalsozialistischen Planwirtschaft gehorchte, wurde in eins der ca. 200 Arbeitserziehungslager eingewiesen. Die ersten Opfer wahren viele 100 000 Deutsche, die aus gesundheitlichen oder aus politischen Gründen den Anforderungen der Kriegswirtschaft nicht entsprachen. Diese Menschen waren auch die ersten Häftlinge des Arbeitserziehungslager Hunswinkel, das von der Gestapo, dem Reichstreuhänder der Arbeit in Essen und Vertretern der Wirtschaft für die Region Rheinland und Westfalen eingerichtet wurde, um Menschen der Disziplin der Kriegswirtschaft zu unterwerfen, ohne sie an die SS in die Konzentrationslager abzugeben. In dem Arbeitserziehungslager Hunswinkel starben ca. 550 der ca. 5 000 Häftlinge. Die meisten Toten waren russische Zwangsarbeiter, die seit 1942 hier eingewiesen wurden. Während 12 Wochen mussten sie ununterbrochen im Laufschritt ihre Arbeit verrichten und erhielten kaum Nahrung. Sie starben in jungen Jahren an Kachexie, d. h. Erschöpfung des Herzens, durch schwere Prügel, bei Unfällen und durch Erschießen. Auch jüdische deutsche Häftlinge aus dem Rheinland kamen hier ums Leben. Die Nationalsozialisten opferten ihrem Größenwahn 7,2 Mio Deutsche. In Lüdenscheid fielen dem NS-Rassenwahn unter der Leitung des Gestapo-Mitarbeiters Gertenbach mehrere hundert Russen zum Opfer. Die Wirtschaft war von den Nationalsozialisten in die Kriegspolitik einbezogen worden. Ihr wurden an der Ostfront und in Deutschland mehr als 30 Mio Menschen geopfert. Das Leben und die Würde des Menschen zählten nicht mehr. Arbeitswelt, Wirtschaft und Politik folgten dem menschenverachtenden und kriegerischen Faschismus. Nicht nur in den großen Lagern, wie zum Beispiel Auschwitz - wurden Menschen von fanatischen Mitmenschen ermordet, sondern auch in vielen kleineren Lagern, wie z.B. in Lüdenscheid-Hunswinkel.

Zum Gedenken daran hatte die Stadt Lüdenscheid 1997 mit der Zustimmung des Ruhrverbands das Denkmal von Heinz Richter aufgestellt. Enttäuscht war die Friedensgruppe, dass die neuen Informationstafeln des Ruhrverbands (aus dem Jahr 2002) keine Hinweise auf das Arbeitserziehungslager und seine Bedeutung für den Bau der Versetalsperre enthielten. Dank der Kritik der Friedensgruppe, der Vermittlung des Heimatvereins und besonders von Herrn Prof. Dr. Brakelmann konnte eine sinnvolle Ergänzung der Informationen erreicht werden. Dafür dankt die Friedensgruppe allen Beteiligten, besonders Herrn Prof. Brakelmann.

Die Erinnerung an die Zerstörung der Menschenrechte und -leben dient dem Auftrag, auch heute dafür aktiv zu sein. Wirtschaftsunternehmen, Politiker und Bürger müssen sich gemeinsam um die Wahrheit bemühen, um aus vergangnen Fehlern zu lernen und um dem Grundgesetz zu entsprechen. Das ist hier gelungen.

Heute sind Wirtschaftsunternehmen genauso wie Politiker und Bürger den wichtigen Aufgaben aller Menschen verpflichtet: dem Frieden, dem wirtschaftlichen Auskommen, dem Schutz und der Würde des Individuums und der Gerechtigkeit. Besonders im Bereich der Wasserversorgung zeichnen sich viele Konflikte ab. Weltweit fehlt immer mehr Menschen sauberes Wasser. 20 große Wasserkonzerne - auch aus dem Ruhrgebiet - investieren weltweit in den Wassermarkt, weil Kommunen und Länder in armen Staaten kein Geld dafür haben. Aber immer mehr Arme können das gute Wasser nicht mehr bezahlen. Sie weichen auf verschmutztes Wasser aus, erkranken und sterben. Gleichzeitig bauen Wasserunternehmen ihre Einnahmen aus. Wie kann der Konflikt zwischen sozialer Verantwortung und Kostendeckung für die Wasserversorgung gelöst werden? Können große Unternehmen oder staatliche Verwaltungen das Wasserproblem besser lösen? Es darf nicht zuerst um Gewinne, sondern muss um den Schutz und die Versorgung jedes Menschen mit Wasser gehen. An erster Stelle muss die Wirtschaft den Menschen dienen und nicht die Menschen der Wirtschaft. Vor 70 Jahren stand die NS-Politik nicht im Dienst an Menschen, sondern im Dienst an der eigenen menschenverachtenden Machtpolitik. Ob heute die globale Wirtschaft auch großer deutscher Wasserunternehmen dem Schutz und dem Leben der armen Menschen dient, muss kritisch beobachtet werden. Die Arbeit für die gefährdeten Menschenrechte von damals und heute geht weiter.

Zur alten Seite