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Gedanken und politische Forderungen der Friedensgruppe Lüdenscheid
Ansprache zum Gedenken an die Toten des Arbeitserziehungslagers und aller Kriegsopfer 2008
Während in großen Gedenkveranstaltungen immer wieder auf die Männer des 20. Julis 1944 hingewiesen wurde und wird, sind die Heldentaten der ca. 16 000 Soldaten, die wegen „Fahnenflucht“ erschossen wurden, weitgehend unbekannt. In einer Ratsvorlage der Arbeitsgruppe für die Aufarbeitung der lokalen NS-Geschichte heißt es „Alfred Heinze… nach Einsatz seiner Wehrmachtseinheit gegen jugoslawische Partisanen Fahnenflucht und Verurteilung durch ein Militärgericht; am 15.11.1943 in Mokro bei Sarajewo standrechtlich erschossen.“ In den überlieferten Wiedergutmachungsakten aber steht, dass Alfred Heinze sich geweigert hat, Zivilisten zu erschießen. Aus christlicher und humanistischer Überzeugung lehnte er die Erschießung von Zivilisten ab und wurde deshalb von seinen so genannten guten Kriegskameraden selbst erschossen. Alfred Heinze sollte jedem Lüdenscheider &xnbsp;bekannt und Vorbild sein, weil er nicht der tödlichen Kriegsidee, sondern der Verantwortung für das Leben der Wehrlosen folgte. Als Verteidiger des Lebens ausländischer Zivilisten hat er es verdient, dass ihn seine Heimatstadt Lüdenscheid bleibend in Erinnerung behält.
Statt aus der Geschichte zu lernen und für eine zivile Weltpolitik zu arbeiten, vertieft sich die deutsche Außenpolitik immer mehr in die so genannte Verteidigung der deutschen Sicherheit am Hindukusch. Als Teil der NATO, die von den USA immer mehr zur Verdrängung der UNO als globales Machtinstrument missbraucht wird, ist die Bundeswehr in den letzten 10 Jahren von einer Verteidigungsstreitmacht zu einer globalen Einsatzstreitmacht umgebaut worden. Kampf und Sicherheitseinsätze auf dem Balkan, vor Ostafrika und in Afghanistan gehören nun zur angeblich normalen deutschen Außenpolitik. Aus dem Krieg der meisten NATO-Staaten gegen den Irak konnte sich die Bundesrepublik militärisch noch heraushalten, musste aber dafür 17 Mrd. Dollar zur Finanzierung des Krieges beitragen. Mehr als ein Promille, also mehr als 17 Mio. Dollar kamen aus Lüdenscheid. Bis heute wurden wir von keinem Politiker darüber informiert. Die mit diesem Geld getötete Zahl der irakischen Zivilopfer wird mit 150 000 bis 600 000 Zivilisten angegeben. Das waren meistens Kinder, Frauen und Männer ohne Waffen. In Afghanistan spricht die Bundesregierung seit vielen Jahren vom zivilen Aufbau, setzt aber fünfmal mehr Geld und Personal für militärische Zwecke ein als für zivile. Die Folge des Kriegseinsatzes der NATO-Staaten in Afghanistan sind auch hier viele tausend zivile Tote, über die geschwiegen wird. Und mehr als jeder tausendste Soldat und Euro stammen aus Lüdenscheid.
Dazu kommt, dass die Waffenexporte Deutschlands sich seit der friedlichen Wiedervereinigung enorm steigern. Seitdem nimmt Deutschland immer Platz drei, vier, fünf oder sechs der Waffenhändler in der Welt ein und verdient an dem Geschäft mit dem Töten Milliarden von Euro. Die Einnahmen steigern unser Bruttosozialprodukt. - Auch im Georgienkrieg dieses Monats spielten deutsche Waffen ihre tödliche Rolle.
Innenpolitisch wird ebenfalls in vielen Bereichen aufgerüstet: Videoüberwachung, Datensammlungen, regionale Verteidigungskommandos gegen&xnbsp; Terrorgefahren, Sicherheitsdienste und viele andere Maßnahmen führten in den Jahren nach dem 11. Sept. 2001 zur innen- und außenpolitischen Aufrüstung. Statt nach den Ursachen von Verzweiflung, Gewalt und Terror zu forschen und diese mit den Mitteln einer zivilen Politik zu beheben, werden die Mittel für die Friedensforschung gekürzt und setzt die westliche Politik auf Angst, Überwachung und kriegerische Lösungen. Wir müssen viel genauer hinsehen, um die Ursachen von Gewalt zu beheben. Vor einer Woche stellte der britische Inlandsgeheimdienst fest:
Die Mehrheit der Terroristen und ihrer Helfer waren britische Staatsbürger und die wenigsten illegale Einwanderer; die meisten waren keine islamischen Fundamentalisten, sondern eher ‚religiöse Neulinge’; viele lebten in festen Beziehungen und hatten Kinder; deshalb sollte die Terrorabwehr durch Arbeitsplatzbeschaffung und Gleichberechtigung bekämpfen werden, aber nicht durch neue Anti-Terrorsicherheitsmaßnahmen; (FR 23.8.08)
soweit die Forderung der Sicherheitsfachleute. Genau das möchte auch die Friedensgruppe. Sie fordert außerdem mehr Widerstand gegen den Ausbau der Sicherheitsdienste und des Militärs und die Förderung von mehr Aufklärung. Eine Aktion ist die, nach „Anwälten der Menschlichkeit“ oder „Alltagshelden in Lüdenscheid und im Märkischen Kreis“ zu suchen, damit wir den Mut aller Menschen stärken,&xnbsp; ohne Ängstlichkeit, Krieg und Gewalt zu leben. Alfred Heinze ist uns ein Vorbild als Anwalt der Menschlichkeit und Held im Alltag. Auch sein Schicksal sollte in den Ge-Denk-Zellen des Alten Rathauses für die Opfer von NS-Gewalt und Krieg dokumentiert werden, damit Gewaltfreiheit und Zivilcourage in Lüdenscheid gestärkt werden. Wir sollten seine Taten und die vieler anderer Männer und Frauen des Widerstands in Lüdenscheid bekannt und zu Vorbildern für gewaltfreies und &xnbsp;demokratisches Handeln machen. Auch die meisten Häftlinge des Arbeitserziehungslager Hunswinkel hatten damals in ihren Betrieben gegen die Rüstung opponiert und waren deshalb verhaftet und misshandelt worden. Wir stehen hier, um damit das nicht vergessen wird und nicht wieder passiert.
Die Erschießung von zwei afghanischen Kindern und einer Frau durch deutsche Soldaten in dieser Woche zeigt, dass die Friedensgruppe nicht die Vergangenheit wieder aufwärmen möchte, sondern heute endlich die politische Diskussion für Gewaltfreiheit und gegen militärische Auslandseinsätze führen möchte. Denn &xnbsp;bis heute wird sie politisch unterdrückt und verdrängt. Für die Diskussion in Lüdenscheid, unserer Heimatstadt, könnten die Ge-Denk-Zellen ein guter Ort für sachliche Informationen und Gespräche sein.