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Iran: Nächster Halt der Kriegskarawane?

Zum Verhältnis von Globalisierung, Krieg und neuem Imperialismus

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Ingar Solty

Nur wenige Interessierte - 13 neben zwei Pressevertretern - fanden sich zur Veranstaltung am Mittwoch, dem 20 Juni 2007 im Restaurant am Nattenberg ein. Dessen ungeachtet entspann sich nach einem spannenden Vortrag eine rege und weitgreifende Diskussion über die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen insbesondere seit Beginn der 90er Jahre. Resultierend aus dem Vortrag und der Diskussion erarbeiten wir einige Thesen, die in Kürze hier veröffentlicht werden.



Auch wenn - oder gerade weil - sich die Verknüpfung von Theorie und Praxis, die Zusammenarbeit von wissenschaftlich Arbeitenden und an der "Basis" Tätigen sich immernoch und immer wieder schwierig gestaltet, halten wir Veranstaltungen auf diesem "Niveau" für sinnvoll und wichtig. Wir müssen dafür streiten, diese Art der Auseinandersetzung und des Austauschs zu fördern und weiterzuentwickeln. Dies ist auch ein besonderes Anliegen unseres Referenten Ingar Solty. Ihm ist sehr daran gelegen, auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebes an der Basis mitzuwirken. So war es für Ihn auch keine Frage, dass er an der Gedenkveranstaltung am selben Tag teilnahm.



In einem Pressespiegel dokumentieren wir die Presseberichterstattung über die Veranstaltung.


Das Thema

Die 1990er Jahre sind als "das Globalisierungsjahrzehnt" in die Geschichte eingegangen. Auf dem Weg ins zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts lässt sich sinnvoll nicht mehr von Globalisierung sprechen. Der Begriff der Globalisierung beruhte auf dem Versprechen eines Endes des Wettrüstens, einer friedlichen Neuen Weltordnung, der Lösung nur noch global lösbar scheinender Menschheitsprobleme und globalem Wohlstand für Alle durch Weltmarktintegration und "Freihandel".

Keines der Globalisierungsversprechen ist eingelöst worden: Die Welt ist krisenhafter, sozial gespaltener und kriegerischer denn je. Die Attraktivität der Politik der Globalisierung geriet damit um die Jahrtausendwende in eine tiefe Krise. Der Begriff der Globalisierung machte zunehmend dem Begriff des (globalen) Kapitalismus - und dem sich dagegen regenden Widerstand - Platz; an die Stelle von Begriffen wie "Friedensdividende" rückten Begriffe wie "Staatszerfall", "neue Kriege", "terroristische Bedrohung". Teile der wissenschaftlichen Politikberatung stellten sich dieser "neuen" Realität mit dem offensiven Ruf nach einem globale Ordnung herstellenden neuen "liberalen Imperialismus" der USA. Die USA sollten als Prototyp eines Globalstaates die "Globalisierung" managen und - wenn nötig - gewaltsam durchsetzen.

Der "liberale Imperialismus" ist mit der Irakmisere in eine tiefe Krise geraten. Eine Ausdehnung des "War on Terror" gegen den Iran ist bisher ausgeblieben. Kann es dennoch sinnvoll sein, den Begriff des neuen Imperialismus für die Analyse des globalen Kapitalismus zu verwenden? Sind die Vereinigten Staaten ein Imperium? In welchem Verhältnis stehen dann Deutschland und die EU zu diesem Imperium? Wie ist das Verhältnis von Kooperation und Konflikt zwischen dem amerikanischen Imperium und dem Rest der Welt zu bewerten? Ist der Begriff des Imperialismus hilfreich, das Wechselverhältnis zwischen Politik und Wirtschaft, Staat und Markt global zu denken und nicht in eine schlichte begriffliche Entgegensetzung zu verfallen? Ist der Neokonservatismus ein qualitativer Bruch oder eine bloß graduell stärker unilaterale Fortsetzung amerikanischer Außenpolitik gewesen? Ist mit dem Bushschen Scheitern auf Raten der sich lange andeutende Irankrieg vom Tisch? Haben die gegenwärtigen diplomatischen Entspannungen zwischen Iran und den USA die Kriegsgefahr entschärft oder ist womöglich noch in diesem Jahr mit einem Krieg gegen den Iran zu rechnen? In welchem Verhältnis stehen die kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre zu den sich grundsätzlich wandelnden Kräfteverhältnissen zwischen den USA, der EU, Japan, Rußland und werdenden Großmächten wie China oder auch Indien?

Lässt sich der globale Kapitalismus in Zukunft friedlich gestalten? Oder wird die Kriegskarawane weiter ziehen…


Der Referent

Ingar Solty...

...wurde 1979 in Lüdenscheid geboren und ist in Meinerzhagen und Kierspe zur Schule gegangen. Nach seinem Zivildienst im Johannes-Busch-Haus 1998/99 studierte er zwischen 1999 und 2006 an der Philipps-Universität in Marburg Politikwissenschaft, Soziologie und Amerikanistik.

Seit 2006 promoviert er als Stipendiat der Provinzregierung von Ontario und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Leo Panitch und Stephen Gill am Fachbereich Politikwissenschaft der York University in Toronto/Kanada über langfristige konservative Postneoliberalismusstrategien und ihre privaten institutionellen Verankerungen in der EU und in den USA.

Seit 2005 arbeitet er zudem als Politikredakteur der von Wolfgang Fritz Haug herausgegebenen, traditionsreichen Zeitschrift Das Argument - Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften.

Ingar Solty ist Autor des gemeinsam mit Frank Deppe verfassten Buches Der neue Imperialismus (Distel Verlag, 2004) und von Das politische Theater von Tony Kushner (Argument Verlag, im Erscheinen). Zudem erschienen von ihm bisher 14 Zeitschriftenaufsätze und Buchkapitel sowie zahlreiche Zeitungs- und Lexikonartikel, Rezensionen, Konferenzberichte und Gespräche mit renommierten Sozialwissenschaftlern wie Richard Sennett oder Clyde W. Barrow. Soltys Veröffentlichungen bewegen sich im Bereich der Politischen Theorie und Philosophie, der Internationalen Politischen Ökonomie, der materialistischen Staatstheorie und der politischen Ästhetik. Zu seinen letzten Konferenzauftritten zählen Vorträge im Rahmen internationaler Tagungen wie Historical Materialism: Annual Conference 2006 (University of London), Why Marx? Why Marx Now? (University of Toronto) und der vom Berliner Institut für kritische Theorie organisierten XI. InkriT-Tagung Die Linie Luxemburg-Gramsci (Esslingen).

Ingar Solty ist Mitglied des Bundes Demokratischer WissenschaftlerInnen (BdWi), der Assoziation kritische Gesellschaftsforschung sowie der IG Metall.


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