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Gedenkveranstaltung am Mahnmal der Toten des Arbeits- und Erziehungslagers Hunswinkel

Gedenken anlässlich des 10. Jahrestages der Errichtung des Mahnmals
Ansprache unseres Friedensfreundes Dieter Saal

Die Lüdenscheider/innen werden wohl wissen, dass unser wichtigstes Lebensmittel, das Trinkwasser, aus der Versetalsperre kommt.

Mit dem Bau der Versetalsperre wurde bereits 1930 begonnen und sie ist seit 1951 in Betrieb. Die Bauarbeiten führte im Auftrag des damaligen Ruhrtalsperrenvereins, dem heutigen Ruhrverband, die Essener Firma Hoch-Tief durch. Die Talsperre dient unmittelbar der Wasserversorgung von rund 120.000 Menschen im Raum Lüdenscheid. Bei einem maximalen Stauinhalt von 32,8 Millionen Kubikmetern werden für den Raum Lüdenscheid jährlich 7,5 Millionen Kubikmeter als Rohwasser entnommen und zu Trinkwasser aufbereitet.

Viele Lüdenscheider/innen wissen jedoch nicht, dass beim Bau der Versetalsperre Zwangsarbeiter aus dem Arbeitserziehungslager Hunswinkel unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten. Das von dem Lüdenscheider bildenden Künstler Heinz Richter, unserem Friedensfreund, geschaffene Mahnmal Hunswinkel erinnert beeindruckend und bedrückend an das Arbeitserziehungslager Hunswinkel, welches, nicht weit entfernt von diesem Mahnmal, im Tal der Verse lag und in welchem von 1940 bis 1945 viele tausend Häftlinge als Arbeitssklaven beim Bau der Versetalsperre eingesetzt waren. Neben Deutschen waren es Polen, Belgier, Franzosen, Italiener, Jugoslawen, Niederländer und Russen, wobei die Russen den größten Anteil an den Zwangsarbeitern stellten.

Mindestens 550 Häftlinge starben an den Folgen von Hunger, Krankheiten, Schwerstarbeit und Prügel oder wurden durch Erschießen hingerichtet.

Die unsäglichen Leiden der Häftlinge sind nicht zu beschreiben. In diesem Zusammenhang muss ich an den 22. Juni 1941, den Tag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion, den sogenannten "Fall Barbarossa", erinnern. In diesem Vernichtungskrieg gegen die Russen, die für die offizielle Sprachregelung der Nationalsozialisten "Untermenschen" waren, fielen 2 Millionen deutsche Soldaten, aber 26 Millionen Russen, Soldaten und Zivilisten, mussten ihr Leben lassen.

Das Mahnmal Hunswinkel wurde am 21. Juni, also morgen vor 10 Jahren, von Bürgermeisterin Lisa Seuster und Stadtdirektor Klaus Crummenerl der Öffentlichkeit übergeben.

Unser Friedensfreund Matthias Wagner hat die Geschichte der Zwangsarbeiter in Lüdenscheid einschließlich der im Lager Hunswinkel eingesetzten Zwangsarbeiter wissenschaftlich erforscht und in seinem 1997 vom Heimatverein Lüdenscheid herausgegebenen Buch "Arbeit macht frei" -Zwangsarbeit in Lüdenscheid 1939-1945 dargestellt. Den Forschungen von Matthias Wagner sowie einer von der Friedensgruppe Lüdenscheid am 21. Juni 2003 an der Versetalsperre durchgeführten Aktion über den Einsatz von Zwangsarbeitern beim Bau der Versetalsperre und den überaus deutlichen Worten von Matthias Wagner, die er an diesem Tag an die Adresse des Ruhrverbandes gerichtet hat, ist es zu verdanken, dass der Ruhrverband den Einsatz von Zwangsarbeitern beim Bau der Versetalsperre nachträglich in die von ihm aufgestellten Schaukästen mit Infos über den Talsperrenbau aufgenommen hat.

"Hunswinkel war das erste Polizeisonderlager im Reich, das ausdrücklich als Arbeits- und Erziehungslager bezeichnet wurde."

Die Initiative zu den Arbeitserziehungslagern ging von den deutschen Industrieunternehmen aus. "Im rheinisch-westfälischen Wehrkreis ist vor allem Hunswinkel als Hinrichtungsstätte der Stapostelle Dortmund bekannt. Seit Ende 1942 fanden dort alle zwei Wochen Hinrichtungen statt."

"Da die Historiker die SS ausschließlich auf der Reichsebene studierten, wurden die Arbeitserziehungslager allenfalls als ‚besondere Kategorie' der Konzentrationslager, als KZ mit beschränkter Haftzeit, wahrgenommen. Der spezifische Charakter der AEL als eigenständige regionale polizeiliche Terroreinrichtung wurde nicht erkannt ..." "Im Fall der Arbeitserziehungslager ... tritt augenfällig entgegen, dass sich der nationalsozialistische Terror keineswegs nur abseits von der Erfahrungswelt des gewöhnlichen Deutschen abspielte, sondern dass er vor ihren Augen alltäglich vor sich ging ..."

Tempus fugit - Zeit vergeht. Ja, Zeit vergeht. Das darf aber nicht bedeuten, dass unsere Erinnerungen bzw. unser Wissen an die Grausamkeiten der Nazidiktatur vergehen. Ebenfalls darf das nicht bedeuten, dass wir, ein jeder von uns, vergessen dürfen, immer und immer wieder unser Wissen über die Grausamkeiten der Nazidiktatur an die nachwachsende Generation weiterzugeben, damit sich niemand damit entschuldigen kann, nichts davon gewusst zu haben. Die nachwachsende Generation muss das an sie weitergegebene Wissen ebenfalls an die nachfolgende Generation weitergeben und so weiter.

Wir dürfen niemals vergessen: Nie wieder Krieg - nie wieder Faschismus!

Wir müssen permanent und aktiv eintreten für den Schutz der Würde des Menschen, für unseren demokratisch verfassten Staat, denn unsere Demokratie lebt von Demokraten, die sich für den Erhalt und für die Weiterentwicklung unseres Rechtsstaates aktiv einsetzen, um eine friedliche Zukunft in Freiheit und sozialer Gerechtigkeit zu festigen und weiterzuentwickeln.

Wir dürfen ebenfalls nicht zulassen, dass unsere Grundrechte eingeschränkt werden und unsere Demokratie zu einem Überwachungsstaat mutiert. Dieses Feld dürfen wir auf keinen Fall nur unseren Volksvertretern überlassen. Wir müssen wachsam sein. Hier ist ein jeder von uns gefordert, wobei wir uns in guter Gesellschaft befinden.

Die Bundeskanzlerin Angelika Merkel führte in ihrer Rede, die Sie am 12. Juni 2007 anl. der Abschlussveranstaltung über die "Entschädigung" der Zwangsarbeiter/innen gehalten hat, aus, dass es sich beim Erinnern an diese Menschen um eine immerwährende Verantwortung handeln muss.

Unser vormaliger Bürgermeister Friedrich-Karl Schmidt sagte in seiner am 24. Januar 2004 anl. des Gedenktages an die Befreiung des KZ Auschwitz gehaltenen Rede u.a.: "Deshalb ist es auch für uns Lüdenscheider und Lüdenscheiderinnen wichtig, die Erinnerung wach zu halten und zu mahnen."

Ich weise an dieser Stelle auch nachdrücklich darauf hin, dass wir endlich und sehr, sehr bald Frieden mit unserer Umwelt schließen müssen

...

Ich übergebe das Wort nun an Monika Wiegelmann, die uns ihre fiktive Geschichte "In der Versetalsperre liegen auch meine Tränen - verschleppt, verbraucht, vergessen", vorlesen wird. Diese Geschichte, die sehr viel Authentisches enthält, hat sie in einer VHS-Schreibwerkstatt geschrieben.


Bericht eines Teilnehmers Hier kann man sich die Rede auch nocheinmal anhören!

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