Friedensgruppe Lüdenscheid

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Gegendemo zum Neonazi-Aufmarsch in Iserlohn

Es fing eigentlich gut an: Der Aufmarsch der Neonazis wurde von der Kreispolizeibehörde untersagt. Selbst das Verwaltungsbericht Arnsberg folgte dieser Entscheidung. Wir freuen uns, dass unsere frühere Kritik am Verhalten von Landrat Steppuhn diesmal unnötig ist. Wir bedanken uns für den Willen, bis zum OVG Münster ein Verbot des Nazi-Aufmarsches durchzusetzen. Weiter so, das war diesmal die richtige Richtung: Kein Platz für Rassisten und Volksverhetzer.

Nachdem das OVG Münster die Zusammenrottung der Faschisten unter Bruch unserer Verfassung dennoch genehmigte, war klar: Ein breites Bündnis vieler Organisationen und Parteien bis hin zur CDU fühlte sich in der Pflicht, deutlich zu machen: Iserlohn will keine braune Soße, nicht hier und auch nicht anderswo.

Trotzdem wurde die Nazi-Kundgebung mit einer Beteiligung von ca. 75 Personen in der Iserlohner Heide abgehalten. Zwei Teilnehmer wurde von der Polizei wegen des Tragens verfassungsfeindlicher Symbole festgenommen. Unverständlicherweise wurde die Veranstaltung daraufhin nicht verboten.

200-300 Demonstranten aus dem Spektrum der Gewerkschaften, der Kommunisten, der Friedensbewegung, der Linken und Liberalen bis zu den Autonomen hatten sich bereits vorher zur Auftaktkundgebung an der Bauernkirche eingefunden. Die Reden formulierten weitgehend übereinstimmend die Ablehnung des Nationalismus, des Militarismus, des Rassismus und des Antisemitismus, der die Hirne der Neonazis vernebelt.

Demonstranten gegen die Nazis


Aus dem Rahmen fiel nur die Ansprache des CDU-Landtagsabgeordneten Schulte, der eine klare Stellungnahme scheute und vermied, von Faschimus oder Nazis zu reden, aber von der Verpflichtung der Demokraten faselte, gegen Extremismus und Radikale aller Couleur gleichermaßen vorzugehen. Die uralte Recht=Links / Rot=Braun Ideologie des Bürgertums feierte fröhliche Urstände: Bürgerliche Naziablehnung = gut und anständig, linker Antifaschismus = undemokratisch und gewalttätig. Man konnte mit Händen greifen, was der Lüdenscheider Superintendent Majoress einmal so formulierte: "Das Problem des Faschimus ist ein Problem der bürgerlichen Mitte." Herr Schulte, merken Sie eigentlich nicht, dass Sie genau die verleumden, mit denen Sie angeblich gemeinsam gegen die Nazis demonstrieren wollen? Dass Sie denen, die gegen die braune Pest nicht nur in Worten aktiv sind, die Legitimation dafür absprechen wollen? Sie irren, Herr Schulte, es geht nicht gegen Radikale, Extremisten oder Autonome, denn all dies sind legitime Positionen, nein, es geht gegen Faschisten, und wer hier nicht klare Position bezieht, sondern spaltet und abgrenzt, muss sich die Frage nach seiner wirklichen Motivation gefallen lassen: War Ihr Auftritt nur eine Alibiveranstaltung? Bitte beantworten Sie uns doch einmal die Frage: Wieviele Ihrer anständigen und demokratischen Bürger, die ja Ihrer Ansicht nach als einzige zum Protest legitimiert sind, haben Sie denn bewegt, sich an unserem Protest zu beteiligen? Wir haben jedenfalls keine gesehen.

Die Antwort bekam Herr Schulte denn auch von Paul Michailowicz aus Hagen, der in einer unglaublich feurigen Ansprache die Gräuel des Faschimus an bewegenden Beispielen klarmachte, ihre antidemokratische und terroristische Politik verurteilte und zum Widerstand aufrief.

Pfarrer Andres Michael Kuhn bezog Stellung: Viele Menschen warten auf das Verbot der NPD. Zur Rolle der Kirchen betonte er, dass es heute wichtig sei, mutiger Stellung zu nehmen gegen den Geist der Gewalt als es im Faschismus der Fall war. Mit einer Gedenkkundgebung am Platz der früheren Synagoge endete die kämpferische Veranstaltung.


Updated: Fri Jun 25 09:57:16 2004