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Demonstration und Kundgebung gegen Neonazis


Lüdenscheid - eine Stadt stellt sich quer.

Friedensgruppe Lüdenscheid
Ruft auf zur Demonstration und Kundgebung

"Lüdenscheid stellt sich Quer"

am Freitag, 02. Februar 2001 um 17 Uhr
vom Bergstadt - Gymnasium zum Sternplatz

Kundgebung um 17.45 Uhr
Sternplatz Lüdenscheid

Nach dem kaum zu beschreibendem Aufmarsch der Nazis am letzten Freitag in Lüdenscheid, wo die erste Strophe des Deutschlandliedes gesungen, ausländerfeindliche Parolen gebrüllt, verbotene Nazi Abzeichen getragen und den demokratischen Lüdenscheider Demonstranten hasserfüllt brüllend gedroht wurde "Wir kriegen Euch alle", ist es an der Zeit zu zeigen, dass wir diesen Nazimob nicht in Lüdenscheid und auch nicht anderswo haben wollen. Wir wollen diesen Rechtsradikalen Demokratie, Toleranz und Menschenwürde Entgegensetzen.
Dieses den Nazis letzten Freitag direkt durch eine Demonstration zu zeigen, ist durch massiven Druck der Kreispolizeibehörde den Lüdenscheidern versagt geblieben.

Wir laden alle Bürger und Bürgerinnen zu der Kundgebung am 02.02.01 ein, um dieses nachträglich zu dokumentieren und zu zeigen, dass die große Mehrheit entschlossen ist, dem hasserfüllten, rassistischen Tun der Nazis offen entgegenzutreten.

V.i.S.d.P.: Friedensgruppe Lüdenscheid



Dem Protestmarsch vom Bergstadt-Gymnasium bis zum Sternplatz schlossen sich immer mehr Menschen an und traten für Menschenwürde und Toleranz in ihrer Stadt ein.

Mehr als 1000 Menschen standen Schulter an Schulter in der eisigen Kälte, um bei unserer Kundgebung mit dem Motto "Lüdenscheid stellt sich quer" dem hasserfüllten, rassistischen Tun der Nazis entgegenzutreten.

Kämpferisch wandte sich Hauptredner Peter Gingold, ehemaliger Widerstandskämpfer aus Frankfurt, gegen rechtsextremistische Aufmärsche und rassistisches Gedankengut. Er wurde dabei mehrmals von Applaus unterbrochen.





Rede von Hermann Morisse am 02.02.2001

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

ich möchte Ihnen allen im Namen der Friedensgruppe Lüdenscheid danken, dass Sie heute bei dieser Demonstration und Kundgebung "Lüdenscheid stellt sich quer" so zahlreich erschienen sind und ein Zeichen gesetzt haben, ein Zeichen für Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit gegen die Taten und das Gedankengut der Rechtsradikalen. Dies hier zu sehen und zu erleben macht uns Hoffnung.
Aber dieses Zeichen, das wir heute hier setzen ist nur der Anfang. Wir dürfen gleich nicht beruhigt nach Hause gehen unter dem Motto: "Wir haben etwas getan, so das war's".
Wir müssen uns klar darüber sein, dass es bei der Auseinandersetzung mit den Rechradikalen, mit den Nazis, nicht in erster Linie um das Image Lüdenscheids geht, sondern um das Zusammenleben und die Menschlichkeit in dieser Stadt und diesem Land. Es stellt sich die Frage, inwieweit wir es zulassen, dass das rechtsradikale Gedankengut, sein Hass, seine Drohungen hier auf fruchtbaren Boden fallen und Wirkung zeigt.
Wirkungen sind auch in Lüdenscheid erkennbar. So war es z.B. schwierig, eine/n SchülerInnenvertreterIn als Sprecher/in für diese Veranstaltung zu gewinnen. Es war schwierig, weil viele Angst hatten hier offen gegen die Rechtsradikalen aufzutreten, auch Angst vor eigenen Mitschülern und deren Repressalien, Mitschülern die bereits vom Gedankengut der Nazis beeinflusst sind. Und es muss offen gesagt werden, diese Angst ist nicht unberechtigt wie hier diese Tafeln mit den Namen zeigen. Aber auch in Lüdenscheid haben Personen, die z.B. diese Veranstaltung organisiert haben, die öffentlich gegen Rechtsextremismus aufgetreten sind, die sich zusammen mit ausländischen Mitbürgern engagieren, die sich für ausländische Flüchtlinge einsetzen in unregelmäßigen Abständen mit massiven Drohungen von Rechtsradikalen zu tun, bis hin zu massiven Morddrohungen und selbst Morddrohungen gegenüber den Kindern dieser Personen. Hinzu kommen noch eine Vielzahl anderer Repressalien.
Insofern ist Lüdenscheid keine Insel der "Glückseligen" wie es manchmal angedeutet sind. So wird z.B. auch vom Verfassungsschutz der Märkische Kreis, Siegerland und Hochsauerlandkreis zu den Hochburgen der rechten Szene gerechnet. Vor diesen Hintergründen und angesichts des Aufmarsches der Nazis letzten Freitag in dieser Stadt kann keiner mehr sagen ich habe nicht gesehen und nichts gehört.
Wir dürfen den Rechtsradikalen, ihrem Gedankengut, ihren Repressalien und Einschüchterungen nicht weiterhin das Feld überlassen. Diese Kundgebung muss der Anfang dafür sein, dass jeder einzelne von uns seine Augen und Ohren aufmacht und in seinem Alltagsleben dem Gedankengut, dem Hass und der Gewalt der Rechtsradikalen offen entgegentritt. Dieses heißt natürlich auch Angst zu überwinden. Solange nur einzelne von uns Zivilcourage zeigen, wird dieses schwierig sein, wenn aber viele diese Angst überwinden, brauchen auch einzelne keine Angst mehr haben. Wenn wir sicher sind, dass wir nicht alleine sind, werden wir nicht ängstlich, sondern selbstbewusst sein. Hier wird dann der Rechtsradikalismus mit seinen Auswüchsen keine Chance mehr haben. Dieses ist die einzige Alternative. Wir müssen wieder für ein Klima sorgen, dass keiner mehr Angst zu haben braucht hier öffentlich aufzutreten und seine Meinung zu sagen. Das Motto dieser Veranstaltung "für Demokratie, Toleranz und Menschenwürde" muss für jeden von uns in den Vordergrund rücken, auch im Alltagsleben.
Wenn diese Veranstaltung dafür der Beginn ist, sollte uns dieses hoffnungsfroh in die Zukunft blicken lassen.

Ich bedanke mich bei Ihnen allen, dass sie diese Demonstration und Kundgebung zu einem so guten Erfolg haben werden lassen.

Ich habe Ihnen zum Schluss aber noch etwas Wichtiges mitzuteilen.
Die NPD hat für den 24. Februar diesen Jahres eine weitere Demonstration in Lüdenscheid angemeldet. Ich glaube, an diesem Tag ist das Klima gut für einen Einkaufsbummel, für einen Spaziergang in der Stadt. Kommen sie also bitte alle zu diesem Einkaufsbummel, bringen sie ihre Verwandten, Freunde und Bekannten mit. Sorgen sie bitte dafür, dass in der Innenstadt von Lüdenscheid so viele Menschen sind, dass für die Rechtsradikalen kein Platz mehr da ist, dass es für sie einfach unmöglich wird in die Stadt zu kommen.
Die Kundgebung ist hiermit beendet und ich wünsche ihnen einen guten Nachhauseweg.

Hermann Morisse
02.02.01


Updated: Fri Jun 25 09:57:16 2004