Friedensgruppe Lüdenscheid

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Kulturspektakel "Töne gegen rechts"


Friedensgruppe Lüdenscheid


Wir rufen auf zur Kundgebung und zum Kulturspektakel

"Lüdenscheid stellt sich quer"

Am Samstag, 24. Februar 2001, 14 Uhr 30 Sternplatz, Lüdenscheid


Erneut drohen die Neonazis mit ihrem Aufmarsch in Lüdenscheid. Sie wollen anscheinend zu Dauerstörern in unserer Stadt werden.

Dies ist eine Provokation für alle Demokraten.

In Lüdenscheid leben Menschen aus etwa 100 Nationen. Sie alle tragen seit Jahrzehnten zur Kultur und zum Wohlstand in unserer Stadt bei.

Das soll auch so bleiben.

Wir dürfen nicht zulassen, dass Demokratie, Solidarität, Toleranz und Menschenrechte in unserer Stadt zerstört werden.

Der Naziterror darf sich nicht wiederholen.

Deswegen sind wir alle gefordert.

Wehret den Anfängen.

Für Neonazis darf es kein Platz in Lüdenscheid geben.

Kommen sie deswegen zur Kundgebung.

Geplant ist außerdem eine Demonstration vom "Bündnis gegen Rechts"
Treffpunkt: 10 Uhr Gartenstraße.


V.i.S.d.P.: Friedensgruppe Lüdenscheid





Ein Sieg für Frieden und Toleranz!

Bei dem Kulturspektakel traten Chöre, Liedermacher, Tanzgruppen und Rockbands unterschiedlicher Nationalitäten auf.

Eine kaum übersehbare Menschenmenge strömte zum Kulturfestival der Friedensgruppe "Töne gegen rechts" auf dem Sternplatz und zeigte Flagge gegen Ausländerfeindlichkeit, Gewalt und Rechtsextremismus.





Rede von Johannes Broxtermann am 24.02.2001:

Liebe Freunde des Friedens,
eigentlich ist schon alles, gesagt Lüdenscheid stellt sich quer, auch in Schnee und Eis. Lüdenscheid hat was dagegen, zum Aufmarschgebiet der Neonazis zu werden. Lüdenscheid mag keine Toleranz aufbringen für die Intoleranten, - für die, die ganze Gruppen der Bevölkerung: Ausländer, Juden, ..... zu "Untermenschen" erklären und wie Freiwild behandeln! Darüber sind wir uns hier wohl alle einig.

Unterschiede dürfte es darin geben, wie wir mit den Rechtsradikalen umgehen. Als Einzelne empfinden wir vermutlich Angst, Wut und Schrecken; niemand möchte ihnen einzeln begegnen. Als Stadtbevölkerung reagieren wir zur Zeit nur, Sie mache ihre schaurigen Aufmärsche; wir setzen dagegen - aus guten Gründen räumlich getrennt. Sie diktieren noch das Tempo. Wir ziehen nach. Jetzt zum zweiten Mal in kurzer Zeit. Diese Art der Reaktion kann nicht alles sein. Ich hoffe, dass viele Leute hier kontinuierlich mithelfen, den rechtsradikalen und ausländerfeindlichen Sumpf mit seinen trüben Parolen auszutrocknen. Das passiert nicht auf Kundgebungen, sondern im Alltag. Das passiert durch gute alltägliche Erfahrungen mit Ausländern, durch Zusammenarbeit und Freundschaft mit ihnen. Fragen Sie sich mal, ob zu ihrem Freundeskreis Ausländer gehören - zu den Menschen, die ihnen wichtig sind. Wir sollten also Freundschaftserfahrungen gegen Feindschaftsparolen setzen!

Eine zweite Frage: Was sind die Neonazis für uns? Es ist ratsam, unsere eigenen Bilder von ihnen zu klären. Sind sie für uns so etwas wie Monstren, wie "primitive Untermenschen"? Dann machen wir es kaum anders als sie, dann spielen wir mit im grausamen Spiel der Menschenverachtung; nur die Zielgruppe ist ausgetauscht. Wie kann man - bei einer kompromißlosen Ablehnung ihrer Haltung - es dennoch vermeiden, sie zum großen Feind hochzuheben? Wie kommt man überhaupt aus der Logik der Feindschaft heraus? Diese Frage finde ich spannend und wichtig.....

"Ich werde meine Feinde vernichten", sagte der König - und lud sie zu Essen ein. Die Feinde vernichten - heißt hier: die Feindschaft unterlaufen, das Feindschaftsspiel nicht mitspielen, die Feinde in jedem Sinne entwaffnen. Das ist mit "Feindesliebe" im Sinne Jesu gemeint. Menschen werden nicht abgeschrieben, man traut ihnen eine Sinnesänderung zu; gut, dass jetzt z.B. ein "Aussteigerprogramm" entwickelt wird!

Erich Fried, der jüdische Dichter, diskutierte vor Jahren - keinesfalls ergebnislos - mit dem führenden Neo-Nazi Michael Kühnen. Danach schrieb er dieses Gedicht:

Das Ärgernis

Wendet euch
nicht ab
sondern schauet
ihr braven Bürger
den jungen Neonazis
die in eurem Staat
von neuem den Glauben
an den alten Irrsinn
gelernt haben
tief in die Augen
Ihr schaut nicht
genau genug hin
wenn ihr diesen blauen
oder braunen
oder auch grauen Augen
nicht
eigenen Augenblick lang
euer eigenes
Spiegelbild seht


Ob wir so nah an sie herankommen, weiß ich nicht. Aber, dass das Spiegelbildliche zu einer ersten Brücke der Annäherung in unserer Gesellschaft werden kann, das möchte ich hoffen.

Johannes Broxtermann


Updated: Fri Jun 25 09:57:16 2004