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Wenige Tage zuvor war uns durch Zufall bekannt geworden: Faschisten wollen am Holocaust-Gedenktag in Lüdenscheid demonstrieren. Die Nähe zum Jahrestag der Machtübertragung an Hitler dürfte kaum ein Zufall sein. Eine kurz darauf angemeldete Gegendemonstration wurde von der Kreispolizei mit der Begründung verboten, die Anmeldung sei nicht fristgerecht erfolgt. Angesichts der Tatsache, dass die Kreispolizei (wie auch die Lokalpresse) den Nazi-Aufmarsch so lange wie möglich verschwiegen hatten, kann man dies nur als bewußte Behinderung von Mobilisierung und Gegenwehr werten. Zwar hatten das Verwaltungsgericht Arnsberg und das OVG Münster die Nazi-Demo verboten, aber ausgerechnet am Holocaust Gedenktag veröffentlichte das Bundesverfassungsgericht seine Genehmigung just in dem Monent, als Bundespräsident Rau seine offizielle Gedenkrede über die unmenschlichen Verfolgungen durch den Faschismus hielt.
Trotz des Verbots der Gegendemonstration fand sich am Abend des 26. Januar ein gut 250-köpfige Menge von Antifaschisten aller Couleur auf dem Sternplatz ein. Als die Nazis aufmarschierten, wurden sie von einer lautstarken Gegendemonstration empfangen und im weiteren begleitet. Die Polizei, total desorientiert und konzeptlos, konnte nicht einmal die räumliche Trennung gewährleisten, sodass die Nazis und die Antifaschisten teilweise direkt durcheinanderdemonstrierten. Die Tatsache, dass trotz der Hassparolen auf der einen und der wütenden Proteste auf der anderen Seite nicht die kleinste Rangelei entstand, entlarvte die übliche Behauptung der Polizei, man müsse personalstark aufmarschieren, damit keine Prügeleien und andere Rechtsverletzungen durch die Gegendemonstraten passieren, als Unfug.
Unter massivem Polizeischutz konnte die Nazi-Veranstaltung trotz aller Proteste stattfinden, aber die Ansprache ging in lautstarken Sprechchören und Pfeifkonzerten unter. In der Bevölkerung konnte der Nazi-Aufmarsch ebenfalls keine positive Resonanz finden. Die beteiligten Antifaschisten werteten den Verlauf als vollen Erfolg.
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